Kreuzungstabellen

von Raymonde Harland

erschienen in "katzen extra"1/98

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Mit Hilfe von Kreuzungstabellen können Sie die Wahrscheinlichkeit ausrechnen mit der bestimmte Farben, Fellängen usw. in einem Wurf zu erwarten sind.

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Gehen wir noch einmal an den Anfang der Genetikserie zurück. Bei der Reifungsteilung entstehen aus den Ur-Samenzellen und Ur-Eizellen die reifen Eier und Samen mit dem halben Chromosomensatz. Bei diesem Prozeß werden die vorhandenen Gene gemischt durch Verdopplung und Teilung der Chromosomensätze und durch den Austausch von Genen (Crossing over). Am Ende dieses Prozesses entstehen Eier und Spermien mit allen möglichen Allelenkombinationen und zwar sind dies bei 19 Chromosomen in der Metaphase 219=524288, also mehr als eine halbe Million.

Diese große Anzahl verschiedener Allelenkombination ist natürlich nicht zu übersehen, aber als Züchter interessieren uns ja meistens nur wenige Allele, deren Kombinationsmöglichkeiten leicht zu überschauen sind. Nehmen wir als Beispiel einmal einen Kater, der mischerbig für Verdünnung ist, und ebenso mischerbig für die Haarlänge. Nehmen wir weiterhin an, daß diese Merkmale auf verschiedenen Chromosomen liegen. Das erste Chromosomenpaar in seiner Ursamenzelle trägt also die Allele D/d, das zweite Chromosomenpaar trägt die Allele L/l und nehmen wir noch die Geschlechtschromosomen hinzu haben wir noch die Allele X/Y. Der Genotyp für diese drei Merkmale ist also: D/d, L/l, X/Y. Spielen wir nun einmal alle Möglichkeiten durch.

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1. Möglichkeit:

Die beiden Spermientypen teilen sich in D, l, Y und d, L, X

2. Möglichkeit:

Diesmal kommen folgende Allele zusammen: d, l, Y und D, L, X

3. Möglichkeit:

Vertauschen wir nun die Gene erhalten wir: D,l,X und d, L,Y

4. Möglichkeit:

Es bleibt nur noch eine Möglichkeit, und zwar: D,L,Y und d,l,X

Sortieren wir das Ergebnis, erhalten wir diese Tabelle:

D, L, X D, L, Y
D, l, X D, l, Y
d, L, X d, L, Y
d, l, X d, l, Y

Dies sind also Kitten in Vollfarbe kurzhaarig, Vollfarbe langhaarig, verdünnte Farbe kurzhaarig und verdünnte Farbe langhaarig, jeweils zur Hälfte Kater und zur Hälfte Kätzinnen. Bei nur drei Merkmalen haben wir also, wenn man es mathematisch ausdrückt 23 = 8 Möglichkeiten.

Mit einer einfachen Gebrauchstabelle können Sie keine mögliche Kombination vergessen.

Allele mögliche Allelenkombination
D/d

D

d

L/l

L

l

L

l

X/Y

X

Y

X

Y

X

Y

X

Y

Gameten

D

D

D

D

d

d

d

d

Gameten

L

L

l

l

L

L

l

l

Gameten

X

Y

X

Y

X

Y

X

Y

Sie tragen in die obere Reihe die ersten beiden Allele ein, in unserem Beispiel sind das D und d. In die nächste Reihe tragen sie das nächste Allelenpaar zweimal ein, hier also L und l und noch einmal L und l. In die dritte Reihe kommt das letzte Allelenpaar aus unserem Beispiel also viermal X und Y. Nun tragen Sie alle übereinanderstehenden Allele zusammen und erhalten alle 8 möglichen Kombinationen.

Für die Kätzin erfolgt das Gleiche für die Allele ihres Gentyps. In diesem Beispiel nehmen wir einmal den selben Gentyp wie beim Kater, also mischerbig für Verdünnung und Langhaarigkeit an. Da es hier kein Y-Chromosom gibt ergibt sich folgende Tabelle:

D, L, X D, L, X
D, l, X D, l, X
d, L, X d, L, X
d, l, X d, l, X

Jetzt können wir die Verpaarung auf dem Papier in einer Kreuzungstabelle vornehmen. Dazu schreiben wir waagerecht die möglichen Spermientypen und senkrecht die möglichen Eitypen. Für jeden Typ der Spermien besteht eine Wahrscheinlichkeit von 12,5 %. Da jeder Eityp doppelt vorkommt, hat jeder die Wahrscheinlichkeit von 25 %. Schreiben wir die möglichen Kombinationen jetzt in den 64 Kästen des Rasters zusammen.

Katze Kater D L X D L Y D l X D l Y d L X d L Y d l X d l Y
D L X DDLLXX DDLLXY DDLlXX DDLlXY DdLLXX DdLLXY DdLlXX DdLlXY
D L X DDLLXX DDLLXY DDLlXX DDLlXY DdLLXX DdLLXY DdLlXX DdLlXY
D l X DDLlXX DDLlXY DDllXX DDllXY DdLlXX DdLlXY DdllXX DdllXY
dLX DdLLXX DdLLXY DdLlXX DdLlXY ddLLXX ddLLXY ddLlXX ddLlXY
dlX DdLlXX DdLlXY DdllXX DdllXY ddLlXX ddLlXY ddllXX ddllXY
DLX DDLLXX DDLLXY DDLlXX DDLlXY DdLLXX DdLLXY DdLlXX DdLlXY
DlX DDLlXX DDLlXY DDllXX DDllXY DdLlXX DdLlXY DdllXX DdllXY
dLX DdLLXX DdLLXY DdLlXX DdLlXY ddLLXX ddLLXY ddLlXX ddLlXY

Analysieren wir jetzt die Häufigkeit mit der die einzelnen Phänotypen vorkommen, so haben wir eine Vorstellung von der statistischen Wahrscheinlichkeit, mit der wir z.B. mit langhaarigen Kitten einer verdünnten Farbe rechnen können.

In unserem Beispiel tauchen 16 unterschiedliche Genotypen auf. Man hätte auch auf die doppelt vorkommenden Typen bei der Kätzin verzichten können. Ich habe das Raster jedoch absichtlich nicht verkleinert, denn es gibt ja auch Fälle in denen alle 64 Felder durchaus sinnvoll sind.

Das sich das Geschlechterverhältnis die Waage hält, ist statistisch logisch. Auch wenn in einem Wurf nur Kater liegen, denn hier geht es um die Wahrscheinlichkeit und die steht 50% zu 50%. Zählen wir nun die Phänotypen aus, so können wir sagen, daß bei dieser Verpaarung 64 Kitten 75 % eine Vollfarbe haben und ebenfalls 75 % kurzhaarig sein werden. Betrachtet man zwei Merkmale zusammen, so sind von 64 Kitten 44 kurzhaarig in einer Vollfarbe und 12 langhaarig in einer Vollfarbe; in einer verdünnten Farbe sind 12 kurzhaarig und 4 langhaarig. 25 % der Kitten sind reinerbig für Vollfarbe bzw. verdünnte Farbe, 50 % sind für dieses Merkmal mischerbig. Ebenso ist das Verhältnis für reinerbig Langhaar und reinerbig Kurzhaar und Mischerbigkeit für die Haarlänge. Dies Verhältnis von 1:2:1 hatte schon Mendel entdeckt.

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In unserem Beispiel wird also klar, daß für die Zucht von langhaarigen Katzen in einer verdünnten Farbe die falschen Eltern gewählt wurden, denn die Wahrscheinlichkeit für diese Kombination ist am Geringsten.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Verpaarung auf dem Papier. Bei der Betrachtung von mehr als 3 Allelenpaaren müssen Sie nur das Raster entsprechend vergrößern.

Gebrauchstabellen für Züchter:

Allele mögliche Allelenkombination
     
         
                 
Gameten                
Gameten                
Gameten                

 

Katze Kater