Katzensex 
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So, ab jetzt wird es richtig interessant! Denn Liebe unter Katzen ist wohl eine der intensivsten und schönsten Formen der Fortpflanzung und das in jeder Beziehung. Möglicherweise ist gerade der Katzensex ein Grund für die Faszination gewesen, die seit jeher von den Feliden ausgeht, denn es gibt kaum andere Tierarten, die das Thema Sex leidenschaftlicher, liebevoller, manchmal auch aggressiver - eben katzenmässig - gestalten.

DeannaTroi the Fabulous + Hairy Elvis the Fabulous, Maine Coon

 

Es beginnt alles damit, dass das rollige Weibchen mit charakteristischen Rufen, und auf dem Boden rollen, an auffälligen Orten auf sich aufmerksam macht. Ihr Rufen bleibt zumeist nicht lange ungehört, denn schnell findet sich ein paarungswilliges Männchen. Oftmals ist es aber nicht nur eines, sodass es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den männlichen Tieren kommen kann. Der 1. Preis: eine paarungsbereite Kätzin :) Wer aber glaubt, dass es jetzt zur Paarung kommt, sieht sich getäuscht, denn oftmals kann es noch ein paar Tage dauern, bis das Weibchen wirklich paarungsbereit ist. Während dieser Tage weicht das Männchen nicht mehr von der Seite des Weibchens und man verbringt viel Zeit mit Schmusen und "Küssen", mit Köpfen aneinanderreiben.

Reginald the Fabulous + Amanda of Wildcatstar, Maine Coon

Zudem überprüft das Männchen fortwährend den sexuellen Status des Weibchens, indem es am Urin des weiblichen Tieres riecht. Diesen Vorgang bezeichnet man als Flehmen und das erfolgt meist als Reaktion auf bestimmte Gerüche (am häufigsten Harn), sodass es durchaus vorkommt, dass auch Weibchen flehmen. Flehmen tritt aber am häufigsten im Kontext der Fortpflanzung auf und sieht man deshalb fast nur von Männchen. Katzen (und nicht nur die) haben dafür ein spezielles Organ am oberen Gaumen, das Jacobson´sche Organ, was ihnen hilft, den gesundheitlichen und sexuellen Zustand der Partnerin festzustellen. Dabei heben die Tiere ihren Kopf leicht an, öffnen etwas das Maul und ziehen die Oberlippe weit zurück. Der hier entstehende Gesichtsausdruck gereicht ihm nicht immer zum Vorteil, sodass man oftmals vom "Grimassieren" und "Grimassenschneiden" spricht, mal mehr, mal weniger treffend. Allerdings hilft hier alles Flehmen und Drängen nichts, es erst kommt erst zum Sex, wenn das Weibchen die Kopulation zulässt. Solange muss sich das Männchen gedulden.

Roxanne the Fabulous + Koontucky Major Otti, Maine Coon

Die eigentliche Paarung beginnt damit, dass das Weibchen nervös vor dem Männchen hin und her läuft, um dieses zu animieren, aktiv zu werden. Dabei legt sich das Weibchen mit ausgestreckten Vorderbeinen und eingeknickten Hinterbeinen auf den Bauch und wendet dem Männchen meist das kaudale (cauda = lat. "Schwanz") Körperende zu und nimmt die lordosische (lordos = gr. "vorwärts durchgekrümmt") Körperhaltung ein, die das Durchbiegen der Lendenwirbel beschreibt. Erst durch die Lordosis wird die Vulva für das Männchen zugänglich, sodass bei einer nicht voll lordosischen Körperhaltung die Paarung nicht vollzogen werden kann. Das Männchen besteigt daraufhin das Weibchen mit halb eingeknickten Knien und beginnt mit Stossbewegungen mit dem Becken die Geschlechtsöffnung des Weibchens zu finden, dabei trampelt es oft mit den Hinterbeinen auf ihre Hüften um sie in die richtige Lage zu bugsieren.

Während dieser Suchphase, die bei unerfahrenen Männchen durchaus länger dauern, bzw. vom Weibchen abgebrochen werden kann, ist es fast immer der Fall, dass das Männchen das Weibchen mit einem Nackenbiß festhält. Dieser Biß kann - besonders bei kleineren Katzen - während der gesamten Paarung vollzogen werden. Das hängt unter anderen davon ab, ob das Weibchen unruhig ist und/oder das Männchen Probleme beim Eindringen hat, aufgrund des Schwanzes des Weibchens oder einer unzureichender Lordose, wie es oft bei ersten Paarungsversuchen der Fall ist.

Roxanne the Fabulous + Koontucky Major Otti, Maine Coon

 

Nach dem Eindringen beginnt das Männchen mit den Friktionen, den Stoßbewegungen mit dem Becken. Die Dauer dieser Phase ist bei kleineren Katzen oftmals kürzer, als bei Größeren. Sie hängt auch von der momentane Kondition des Männchens ab.

Bei der Ejakulation stossen zum Beispiel männliche Grosskatzen ein lautes, charackteristisches Brüllen aus, was sich im Englischen mit "moaning" am Besten beschreiben läßt. In dieser Phase kann es zu vermehrten Bissen in den Nacken des Weibchens kommen. Einige Männchen erteilen ihren Weibchen sogar leichte Prankenhiebe. Kleinkatzenkater sind da wesentlich freundlicher und geben selten Laute von sich.

Für die Prankenhiebe, wie auch die Nackenbisse gilt für die gesamte Paarung, dass diese nicht zu hart ausfallen dürfen, da sonst die Weibchen zu einem Abbruch der aktuellen Kopulation durch Schlagen mit dem Pranken und Drohgebährden neigen. Das Absteigen nach der Ejakulation kann auch recht stürmisch ablaufen, zumal die Weibchen relativ aggressiv werden. Da der Penis des Männchens mit Wiederhaken, die in Richtung Körper zeigen, besetzt ist, stellen sich diese beim Herausziehen auf und reizen die Scheidenwände. Dies ist notwendig, um die Ovulation (Eisprung) auszulösen. Die Kätzin stößt meistens einen "Deckschrei" aus, der durch Mark und Bein geht. Viele Züchter glauben, dass ohne Deckschrei auch kein Eisprung stattfindet. Es gibt nur Vermutungen über die Gründe der Aggressivität der Paarungstiere. Bei den Weibchen kann es den Grund haben, dass der Nackenbiss zu stark ist oder Schmerzen durch die Widerhaken des männlichen Penisses ausgelöst werden. Oftmals kann der Grund auch darin liegen, dass die weiblichen Tiere während der Paarung in einer submissiven Haltung verharren, die in ihren Augen zu lange andauert.

Roxanne the Fabulous + Koontucky Major Otti, Maine Coon

Die meisten Kätzinnen wälzen sich nach der Paarung minutenlang lustvoll auf dem Boden, was ihnen die Missbilligung prüder Menschen eingebracht hat. Die Kater schauen dem Ganzen aus sicherer Entfernung mit leicht dümmlichem Gesichtsausdruck zu - ihr Höhepunkt ist offensichtlich nicht so lang anhaltend und lustvoll.

Man nimmt zum Beispiel auch an, dass der Nackenbiss das Weibchen beruhigt und "bewegungsunfähig" macht. Man glaubt, dass diese Reaktion auf das instinktmässige Verhalten als Jungtier zurückzuführen ist, denn diese fallen in einen starreähnlichen Zustand, wenn die Mutter die Jungen in ihrem Maul zu einem anderen Ort transportiert. Würden sie hier versuchen, sich zu befreien, könnte es leicht zu Verletzungen kommen und dieses Verhalten soll eben auch noch bei den erwachsenen Tieren hervorgerufen werden können. Das hätte sicher einen grossen Vorteil während der Kopulation, bedenkt man die Form des Penis der Männchen und den daraus resultieren Schmerzen für die weiblichen Tiere bei der Paarung. (Ob diese Theorie die alleinige Begründung für den Nackenbiss ist, scheint fraglich. Allerdings soll sie der Vollstandigkeit halber erwähnt werden.)

Roxanne the Fabulous + Koontucky Major Otti, Maine Coon

Jedoch scheinen diese Aggressionen instinktiv zu sein. Aggressive Verhaltensmuster, wie Nackenbisse, Prankenhiebe und Drohgebährden, der plötzlicher Angriff des Weibchens gegen Ende des Paarungsaktes könnten auch ein Indikator für einen Orgasmus sein. Wie bereits angesprochen, besitzt der Penis männlicher Feliden Widerhaken. Jedoch scheint die Intensität und Ausgeprägtheit von Katzenart zu Katzenart zu variieren. Während Tiger nur noch leicht ausgeprägte Noppen mit Stoppeln besitzten, die jedoch immer noch Wirkung haben, so sind bei Löwen oftmals nur sehr wenige vorhanden. Haus und Rassekatzen sind im Vergleich mit riesigen Stacheln ausgestattet. Diese Widerhaken und die Aggression sind scheinbar hilfreich beim Auslösen der Ovulation. Katzen paaren sich Tag und Nacht in sehr kurzen Kopulationsintervallen von 5 - 20 min. in der gesamten Hochbrunst des Weibchens (In dieser Zeit haben beide nur Sex im Kopf - ans Fressen wird dann fast nicht gedacht!). Der einzelne Paarungsakt beläuft sich dabei auf 30-120 sek. So kann es bei den meisten Katzen bis zu 50 Paarungen am Tag kommen. Man nimmt an, dass dadurch die Chance einer Befruchtung steigt und es durch die vielen Paarungen erst zur Ovulation kommt. Freilaufende Kätzinnen lassen sich dabei durchaus auch mit mehreren Katern ein.

Schade nur, das genau diese hohen Paarungsfrequenzen ein Grund dafür waren Katzen ans Leder zu gehen, z.B. den Tiger bis kurz vor seine Extinktion zu wildern, nur weil sich irgendwelche alten, scheinbar impotenten Säcke ein aphrodisisches Medikament versprachen. Ein Tigerleben für die eigene Befriedigung und Selbstbestätigung - wo bleibt denn da die Verhältnismässigkeit? Es ist immer wieder ernüchternd zu sehen, wie geistig arm ein Mensch sein kann! Unsere Hauskatzen wurden auch deshalb von der mittelalterlichen Kirche verdammt, besonders wenn sie als schwarzer Kater bei alleinstehenden Frauen lebten.

Diese Seite wurde, leicht überarbeitet, übernommen von www.kidogos-bigcats.de , einer wunderschönen Seite über Großkatzen.