Lösung des Rätsels: Chocolate

 

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Die Antwort „b“ ist richtig, aber warum?

Lassie hat von ihrem Vater eine Mutation geerbt, das sogenannte light brown, und von ihrem Großvater Wiyaka ebenfalls eine Mutation, das chocolate.

Katzen haben, wie alle Säugetiere, den Farbstoff Eumelanin = schwarz. Dieser Farbstoff ist an einen Proteinträger gebunden, der die Dichte des Eumelanin in Haut und Haaren beeinflusst. Mutiert der Proteinträger, so sehen wir Katzen in den Farben braun oder zimtfarben statt schwarz.

Die Gen-Serie B, b, bl  

Schwarz:

Die Wildform des Proteinträgers bezeichnet man mit dem großen „B“. Das Eumelanin reflektiert überhaupt kein Licht sondern resorbiert es. Wir sehen eine schwarze Katze.

Jede Katze hat für die „Herstellung“ des Proteinträgers ein Gen mit zwei möglichen „Schalterstellungen“. Eine „Schalterstellung“ erbt die Katze von der Mutter, die andere vom Vater. Die „Schalter“ eines Gens nennt man in der Genetik Allele.

Eine Katze mit den Allelen B/B ist also immer eine schwarze Katze. Ist sie eine Katze mit Zeichnung, zeigt sie auf der schwarzen Grundfarbe ein Muster. Die Wildform „B“ ist dominant über die Mutationen dieses Allels. Wenn eine Katze also von einem Elternteil das „B“ geerbt hat, sieht sie in der Grundfarbe immer schwarz aus, egal, ob das andere Elternteil auch ein „B“ oder eine Mutation davon vererbt hat.

Chocolate:

Die erste Mutation des „B“ ist das „b“ = chocolate. Der Farbstoff Eumelanin ist in Haut und Haar anders angeordnet, als bei der schwarzen Katze. Er reflektiert einen Teil des Lichtes und resorbiert einen geringeren Teil, als beim schwarz. Deshalb sehen wir eine schokoladenbraune Grundfarbe. Die „Schalter“ des Gens müssen aber beide ein kleines „b“ aufweisen, denn diese Mutation ist rezessiv gegenüber dem „B“. Wenn das erste Allel ein „b“ und das zweite Allel ein „bl“ aufweist, so ist das Ergebnis ebenfalls eine Katze in der Grundfarbe chocolate, denn ein „B“, welches schwarz bewirkt, ist nicht vorhanden.

Cinnamon, sorrel:

Es gibt noch eine zweite Mutation von „B“, das „bl“ =light-brown. Hier reflektiert das Eumelanin noch mehr Licht, denn es ist von einem mutierten Proteinträger beeinflusst. Wir sehen eine Katze mit hellbraun-rötlichem Fell, ähnlich wie gemahlener Zimt. Diese Farbe nennt man zimtfarben, bzw. cinnamon; bei Somali und Abessiniern heißt sie sorrel. Diese Farbe ist rezessiv gegenüber dem „B“ und dem „b“. Wenn also eine Katze diese Farbe zeigt, ist sie immer reinerbig auf beiden Allelen bl/bl .

Sonderfall rot:

Die Mutationen „b“ und „bl“ wirken nur auf den Farbstoff Eumelanin, also auf die Grundfarbe schwarz. Rote Katzen haben einen chemisch etwas anders zusammengesetzten Farbstoff, das Phäomelanin. Dies ist der Grund, warum eine rote Katze mit der „Schalterstellung“ b/b, b/bl oder bl/bl äußerlich unverändert rot aussieht. Natürlich vererbt sie chocolate bzw. cinnamon und in den Nachfahren mit schwarzer Grundfarbe, kommt dies wieder zur Geltung. Rot hat ein eigenes Gen, dass auf dem X-Chromosom der Katze liegt. Die Allele dafür sind: o/o = nicht rot, O/- = rot und O/o = schildpatt.

Etwas verwirrend ist, dass die sorrel Abessinier und Somali umgangssprachlich auch als „rote“ bezeichnet werden. Mit dem genetischen rot auf dem X-Chromosom hat das aber nichts zu tun.

Multiple Allele

Die drei Formen „B“, „b“ und „bl“ sind also ein klassisches Beispiel für multiple Allele. Alle drei haben eine ganz festgelegt Reihenfolge in der Dominanz. Deshalb ist Lassie schokoladenbraun, obwohl ihr Vater sorrel (cinnamon) ist. Sie hat von ihm das Allel “bl“ geerbt. Auf dem anderen Allel hat Lassie von ihrem Großvater Wyjaka das Allel „b“ für chocolate geerbt. Sie ist also mischerbig b/bl. Da chocolate dominant über cinnamon/sorrel ist, sieht Lassie chocolate aus. Die weiße Scheckung hat sie übrigens von ihrer Mutter geerbt, auch durch ein dominantes Gen und die getickten Haarspitzen von ihrem Vater, ebenfalls durch ein dominantes Gen.

Lassie zeigt diese schöne und seltene Färbung: chocolate getickt mit weiß, also durch die ganz normalen und schon lange bekannten Regeln der Farb-Genetik.

Tabelle für Gene der B-Serie im Zusammenspiel mit rot

Lfd. Nr.

Allele:

Farbstoff:

Vererbung:

Aussehen:

1

B/B o/o

Eumelanin

reinerbig schwarz

Grundfarbe schwarz

2

B/B O/-

Phäomelanin

reinerbig rot

Grundfarbe rot

3

B/b o/o

Eumelanin

mischerbig schwarz/chocolate

Grundfarbe schwarz

4

B/b O/-

Phäomelanin

mischerbig rot/chocolate

Grundfarbe rot

5

B/bl o/o

Eumelanin

mischerbig schwarz/cinnamon

Grundfarbe schwarz

6

B/bl O/-

Phäomelanin

mischerbig rot/cinnamon

Grundfarbe rot

7

b/b o/o

Eumelanin

reinerbig chocolate

Grundfarbe chocolate

8

b/b O/-

Phäomelanin

reinerbig chocolate

Grundfarbe rot

9

b/bl o/o

Eumelanin

mischerbig chocolate/cinnamon

Grundfarbe chocolate

10

b/bl O/-

Phäomelanin

mischerbig chocolate/cinnamon

Grundfarbe rot

11

bl/bl o/o

Eumelanin

reinerbig cinnamon

Grundfarbe cinnamon

12

bl/bl O/-

Phäomelanin

reinerbig cinnamon

Grundfarbe rot

Kommen noch die Allele für verdünnte Farbe d/d hinzu, so ergibt sich eine noch breitere Farbpalette. Aus schwarz wird blau, aus rot wird creme, aus chocolate wird lilac und aus cinnamon wird fawn.

Verdünnung von Farben ist eine andere Mutation, als die Allele der B-Serie. Sie liegt auf einem anderen Gen und sie wirkt sich auf Eumelanin und Phäomelanin gleichermaßen aus, Auf keinen Fall darf sie mit den Mutationen „b“ und „bl“ verwechselt werden.

Schwarz, rot, chocolate und cinnamon sind unverdünnte, sogenannte Vollfarben.

Blau, creme, lilac und fawn sind verdünnte Varianten der Vollfarben.