Wie erziehe ich einen Menschen Teil 4

erschienen in "Maine-Coon-first"

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Freizeit

Menschen sind verpflichtet ihre gesamte Freizeit dir zu widmen, vergiss das nie und lass keine Ausnahmen zu. Sie können sonst denken, dass sie ein eigenes Leben haben und Gefallen finden an unnützen Tätigkeiten wie: Zeitung lesen, Bücher lesen, Briefe schreiben, Spielen. Mit Spielen ist hier nicht das überaus sinnvolle Beschäftigen mit Fellmäusen, Tennisbällchen und Federbüscheln gemeint, sondern Skat, Scrabble, Domino, Schach, Federball und dergleichen.

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Jede gut ausgebildete Katze sollte es verstehen, so etwas wie menschliche Spiele im rechten Augenblick zu unterbrechen. Es hat nämlich keinen Sinn, z. B. ein Scrabble-Spiel gleich zu Anfang zu stören. Die Menschen werfen dich nur wegscheuchen und schlimmstenfalls aussperren. Eine solche Vorgehensweise zeigt nur, dass du dich in der Psychologie deiner Menschen nicht gut genug auskennst, was bei einer Katze ein unverzeihlicher Fehler ist. Richtig ist es zu waren, bis das Brett mit einem komplizierten Gitter praktisch voll ist. Dann springst du aufs Brett mit dem süßesten "Prrmiau", das du zustande bringst, verstreust die Buchstaben in alle Richtungen, setzt dich elegant hin und fängst an dich zu putzen.

Einen Augenblick lang werden sie fürchterlich zornig auf dich sein, aber du weißt ja, sie sind verrückt nach dir, sonst würden sie dir nie all das nachsehen, was du im Haushalt anstellst. Es wird ihnen zu mühsam sein, sich an die zusammengebauten Wörter und ihre Anordnung auf dem Brett zu erinnern. Es wird ihnen also leichter fallen, die ganze Sache aufzugeben und sich voll und ganz dir zu widmen. Diese Anleitung gilt auch für Backgammon, Schach, Dame, kurz alles was mit Spielfiguren zu tun hat.

Pingpong oder Federball ist natürlich etwas anderes. Anderes Spiel, andere Taktik. Hier wartest du einfach, bis der Ball den Boden berührt, dann wirf dich drüber, pack ihn schieb ihn von Pfote zu Pfote, dribble ihn, jongliere damit, renn damit. Augenblicklich liegt ihnen viel mehr daran, dir zuzuschauen, als selbst zu spielen. Dies ist übrigens auch ein ausgezeichneter Weg ihnen zu zeigen, dass du viel besser mit Bällen umgehen kannst und deshalb Wert auf einen anständigen Vorrat von Tischtennisbällen legst.

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Kartenspiele sind schwerer zu unterbrechen, außer Patiencen, wo du es sowieso mit einer Person zu tun hast, die sich langweilt und einsam fühlt, sonst würde sie nicht Patiencen legen, uns somit hast du schon halb gewonnen. Warte bis alle Karten ausgelegt sind, dann springst du auf den Tisch und setzt dich auf die Karten. Will sie dich wegschieben, schieb zurück, reib dich gegen die Hände, Arme und Schultern und schnurre wie wild. Du wirst sehen, sie lässt die Karten sein.

Eine große Kartenrunde zu unterbrechen ist nur möglich indem du den Clown spielst. Ich hoffe, das ist unter deiner Würde, lass es also sein.

Siehst du, wie dein Mensch alles für ein gemütliches Lesestündchen zurechtlegt, spring auf seinen Schoß, mach's dir bequem und leg die Pfoten quer über das Buch oder über die Zeitung. So kann er keine Seiten umdrehen und nach einer Weile gibt er's auf. (Allerhöchstens die Lektüre von MC-first sei dem Menschen erlaubt).

Briefe schreiben zu unterbrechen ist am Leichtesten, denn es ist doch für die meisten Menschen nur ein lästige Pflicht. Die direkte Taktik ist, sich auf das Papier zu legen. Schreibt der Mensch weiter, kannst du nach dem Stift haschen, als wäre es ein Spiel. Ein Tintenfass zum Umwerfen hat heute leider kaum noch ein Mensch, denn die Lektion des umgeworfenen Tintenfasses vergaßen die Menschen nie. Schreibt dein Mensch am Computer (manche spielen auch mit dem Ding) so eignet sich das Hinlegen auf die Tastatur. Mache aber nie den Fehler das Ding zu zerstören, z.B. durch Haare im Lüfter, zerbeißen der Kabel, Pinkeln in den Druckerschacht, Erbrechen auf die DVD, dies hat nur zur Folge, dass du das Zimmer nicht mehr betreten darfst.

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Kleine Haushaltsreparaturen sind ebenfalls bei den Menschen beliebt, um die Freizeit zu gestalten. Dies zu verhindern, bringt deiner Familie nicht nur bei, dass es sinnvoller ist, wenn sie sich mit dir beschäftigen, es kann auch noch sehr lustig sein. Du kannst auf dem Werkzeug sitzen, Schachteln voll Nägel umwerfen, beharrlich mit Drahtenden spielen, die sie gerade brauchen, und wenn gar tapeziert wird, kannst du mit der Tapetenrolle Gespenst spielen. Das Allerlustigste ist aber die Tapeten in kleine Schnipsel zu zerfetzen.

Nähen, Stricken und Häkeln kannst du beruhigt als Spielaufforderung an dich verstehen, pass aber auf spitze Nadeln auf und wickle dir keine Schnur um den Hals! Lass dich nicht mit einer leeren Garnrolle abspeisen. Bestehe darauf mit der selben Spule zu spielen, die der Mensch auch gerade benutzt. Wenn du dann geschickt den Faden einmal um jedes erreichbare Möbelstück wickelst ist es aus mit der Handarbeit und der Mensch kann sich endlich wieder dir widmen.

Menschen haben noch viele andere Beschäftigungen, die ich hier nicht alle aufzählen kann. Wenn du die Grundtechnik in meinem Sinn erlernt hast, wirst du in jedem Fall etwas improvisieren können. Z. B. entdeckte eine meiner Schülerinnen, dass sie das Heim eines Briefmarkensammlers erobert hatte. Der Mensch holte das Album heraus und legte die Marken aus. Da es eine gute Schülerin von mir war, fand sie schnell heraus, dass sie sich auf das Album setzen musste, sie fegte die losen Marken weg, warf die Wasserschale um und wälzte sich in den klebrigen Papieren. Damit war dieses unnütze Hobby erledigt! Eine andere Schülerin von mir versteckte Puzzle-Teile, als das Puzzle zu 80% fertig war.

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Was immer du tust - wenn du einmal angefangen hast, einer ihrer Tätigkeiten zu stören, sollst du niemals aufhören, ehe sie aufgeben. So bilden sich bei ihnen die erwünschten Gewohnheiten und sie werden schließlich lernen, dich um Erlaubnis zu fragen, bevor sie überhaupt etwas unternehmen.

Fortsetzung Teil 5