Wie erziehe ich einen Menschen Teil 5

erschienen in "Maine-Coon-first"

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Kommunikation

Ich kann nicht oft genug sagen, wie wirkungsvoll das stumme Miau Widerstand bricht, vorausgesetzt, du benutzt es nicht zu häufig, sondern sparst es für den rechten Augenblick auf.

Die Technik ist lächerlich einfach. Du schaust dein Opfer an, öffnest das Maul wie zu einem volltönenden Miau - aber in diesem Fall lässt du keinen Ton entwischen.

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Die Wirkung ist einfach erstaunlich. Der Mensch ist bis ins innerste Mark erschüttert und gibt dir praktisch alles, was du willst. Deshalb, sagte ich, tu es nicht oft - denn sonst werden die Menschen abgestumpft und du hast eine wirksame Waffe verspielt.

Selbst ich, die ich den Menschen ein Leben lang studiert habe, finde keine Erklärung dafür, warum das stumme Miau diese magische Wirkung hat - ja ich weiß nicht einmal, was genau die Menschen dabei empfinden. Vielleicht bieten wir ihnen ein so sprechendes Bild der Hilflosigkeit, dass sie einfach unseren Wunsch erfüllen müssen. Wir haben schon das Glück, dass gewisse Teile unserer gesprochenen Sprache, vor allem das Miau, dem Schreien ihrer eigenen Kinder gleicht. Die Menschen reagieren vollautomatisch und sofort auf Babygeschrei, und deshalb kann ein richtig platziertes jämmerliches Miau sie ebenso dazu bringen, irgend etwas für uns zu tun.

Offenbar verständigen sich die Menschen untereinander vor allem mit der Stimme. Das plappert unaufhörlich von morgens bis abends, und. so unglaublich es klingt, manche reden sogar im Schlaf weiter. So glauben die Menschen stets, die Töne, die wir machen, bedeuten dasselbe wie bei ihnen, und unsere Sprache gleiche er ihren. Das ist natürlich völlig falsch.

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Zurück zum stummen Miau. Für sie schein es ein Maß an Unglück und Not wiederzugeben, das so groß ist, dass wir ihm nicht einmal Stimme verleihen können. Es ist ein Unschrei der Verzweiflung und Sehnsucht, der schneller und direkter ins menschliche Herz trifft, als das jammervollste Miau, dessen wir fähig sind. Ich glaube, die Menschen stellen es auf die gleiche Stufe, wie ihren eigenen Gesichtsausdruck von Liebe, Verzweiflung, Not oder Bitte, mit dem sie gewöhnlich ihre wichtigeren Reden begleiten.

Was mich angeht, ich beschränke den Gebrauch des stummen Miau auf das Betteln am Tisch, wie ich schon angedeutet habe, aber man kann es auch bei anderen Gelegenheiten wirkungsvoll einsetzen, wenn man etwas möchte, dass sie einem offenbar nicht zu geben geneigt sind.

Außer dem stummen und dem jämmerlichen Miau, ist ein weiterer wirkungsvoller Laut, der deine Menschen auf Trab bringt, das Zirpen. Es ist ein kleiner schmelzender Laut, ungefähr "Prr-miau" mit steigender Melodie auf der letzten Silbe. Dieser Ton ist angebracht als Begrüßung und aus irgendeinem Grund versetzt er Menschen sofort in gute Laune. Ich erwähne ihn nur als weitere Waffe, mit der du die Menschen unterjocht und diensteifrig halten kannst.

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Zum Glück sind Menschen nicht völlig dumm, und so dauert es nicht lange, bis sie deine verschiedenen Laute zu deuten gelernt haben. Wie du weißt, haben wir unter uns ganz andere Methoden der Kommunikation, aber die Menschen hängen hauptsächlich davon ab, was sie hören, und deshalb machst du dich ihnen mit Lauten verständlich. Es dauert zwar eine Weile, bis sie einen nützlichen Wortschatz von acht bis zehn Lauten gelernt haben und bis sie ohne Fehler ein "Füll-den-Napf-sofort-Miau" von einem "mach-meinen-Sessel-frei-Miau" unterscheiden können, aber habe Geduld mit ihnen. Mehr als zehn Laute sind nicht nötig, du willst schließlich kein weites Gespräch mit ihnen. Wenn du länger mit ihnen gelebt hast, wirst du feststellen, dass ihr ständiges Geplapper an einem Großteil ihrer Schwierigkeiten schuld ist.

Willst du, dass deine Menschen dich für einzigartig halten, so denke dir einen besonderen Laut aus, eine Art Geheimcode, den sonst niemand kennt. Deine Menschen sind dann besonders stolz und prahlen: "Wenn meine Katze ins Freie will, macht sie immer ......Ich hab' das noch bei keiner anderen Katze gehört" Dein Ansehen steigt dadurch ins Unermessliche

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Man könnte meinen, dass Schnurren auch in den Katalog von Lauten gehört, mit denen wir unser Wünsche bekannt geben, aber wir schnurren von Natur aus. Unterschiedliche Grade der Zufriedenheit können wir damit ausdrücken, aber erst seitdem wir die Menschen gezähmt und uns dienstbar gemacht haben, verstehen wir , wie es auf sie wirkt. Es schmeichelt ganz einfach ihrer Eitelkeit. Sie betrachten Schnurren als Zeichen der Dankbarkeit. Wenn also ein Mensch dich streichelt und du zu schnurren beginnst, ist alles klar: er hat dich so glücklich gemacht, dass du deine Dankbarkeit nicht unterdrücken kannst.

Schnurren zerfällt in zwei Klassen: 1. das nachträgliche, anerkennende, dankbare Schnurren und 2. das hoffnungsvolle, vorwegnehmende Schnurren. Vorwegnehmendes Schnurren ist ein mächtiger Anstoß, wenn du willst, dass etwas geschieht. Wer ist schon so hartherzig, eine Katze zu enttäuschen, die sich schon so freut, dass sie sich im Voraus bedankt.

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Sehr wirksam ist auch das verweigerte Schnurren, äußerst wirksam, wenn deine Menschen sich dir gegenüber vergangen haben und du ihnen das zu verstehen gibst und sie bestrafst. Sie wissen gewöhnlich genau den Grund und versuchen sich einzuschmeicheln. Sitz auf dem Schoß wie ein Stück Holz, reagiere auch auf das Kraulen an all deinen Lieblingsstellen nicht. Versuche auch nicht zu entkommen, sitze einfach da und verweigere das Schnurren. Sie werden sich doppelt anstrengen: streicheln, kraulen, liebevoll schmeicheln. Aber du schnurrst immer noch nicht. Dann kapiert der Mensch, dass er in Ungnade ist - und dies ist die schlimmste Strafe für einen Menschen! Sei also sparsam mit dem verweigerten Schnurren und wende es nur an, wenn er es wirklich verdient hat.

Fortsetzung Teil 6